Buchcover Mill Farm von Elisabeth Castonier, Illustration von L. M. Beck-Gauting. Heimeran 1959
Live-Vortrag mit Diskussion
Gina Bauer, die 1939 im Alter von 15 Jahren von Wien nach Großbritannien kam, war gegen Ende des Krieges in London fast vollkommen auf sich allein gestellt. Das Angebot eines Familienangehörigen, sie und ihre Halbschwester nach Amerika zu holen, schlug sie aus: „We thought seriously about it and then decided we couldn't uproot ourselves again. I think one of the reasons, believe it or not, was our cat. We doted on that cat.“ Die Katze steht für den Komplex an Bindungen, emotional wie materiell, die Gina Bauer in ihrer neuen zur Heimat gewordenen Umgebung verankern.
Diese Repräsentation von Integrationsprozessen durch Beziehungen zwischen Menschen und Tieren kehrt in Mill Farm: Menschen und Tiere unter einem Dach von Elisabeth Castonier auf einer allgemeineren Ebene wieder. Darauf liegt der Schwerpunkt des Vortrags. Ihre Beschreibung der Mill Farm und deren Tieren geht über in eine fast poetische Überhebung der englischen Landschaft sowie den Traditionen und Bräuchen ihrer Bewohner, die über Jahrhunderte hinweg zu einer organischen Gemeinschaft geworden sind.
Anthony Grenville, Dr., Germanist, Romanist; 1971–1996 Hochschullehrer für Germanistik an den Universitäten Reading, Bristol und Westminster; 2006 – 2017 Chefredakteur des Association of Jewish Refugees Journal; seit 2013 Vorsitzender des Research Centre for German and Austrian Exile Studies, Universität London; Forschungsschwerpunkte: Literatur der Weimarer Republik, Exil in Großbritannien, ausgewählte Publikationen: Stimmen der Flucht: Österreichische Emigration nach Großbritannien ab 1938 (2011); Encounters with Albion: Britain and the British in Texts by Jewish Refugees from Nazism (2018).